Winningen – aus der Geschichte eines traditionsreichen Weinortes
Weinbau hat in Winningen eine jahrhundertealte Tradition. Bei Ausgrabungen um die Kirche wurden Werkzeuge gefunden, die auf eine Besiedlung des Ortes vor über 3000 Jahren schließen lassen. Die Ausgrabung einer römischen Villa auf dem Winninger Berg ist für jeden Gast zugänglich. Auf den Feldern im (heutigen Gewerbegebiet) wurde ein Faustkeil gefunden, der ca. 800.000 Jahre alt ist.
Im Jahr 871 wird Winningen erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Ludwig II. der Abtei Prüm Schenkungen von Wein-bergen des Edelmannes Otbert und dessen Gemahlin Hildegardis bestätigt. Begütert waren hier u. a. das Domstift zu Aachen, die Abtei St. Martin in Köln und das Bamberger Domstift. Dies ist ein Beweis für den hohen Wert des Winninger Weinbaus schon in ältester Zeit. Allerdings wussten die Landesherren auch schon früh eine hohe Weinbede (Lehensabgabe) von 40 Fudern aus der Gemeinde zu ziehen. Die Ursprünge des ältesten Winzer-festes in Deutschland gehen auf diese Abgabe zurück. Im Jahr 1551 gab es eine besonders ertragreiche Weinernte, und der Lehnsherr wusste dies mit einem üppigen Festmahl mit der Bevölkerung zu feiern - das erste Winzerfest war geboren.
Winningen unterstand um das Jahr 1000 der Herrschaft des Pfalzgrafen vom Rhein, der die Grafen von Sayn damit belehnte. Durch Erbschaft kam die Herrschaft später an die Grafen von Sponheim, deren Nachfolger im Jahre 1557 in Winningen die lutherische Lehre einführten. Auch heute noch ist Winningen in einem stark katholischen Umfeld eine protestantische Enklave.
Die Winninger Kirche, ein romanischer Bau aus dem 12. Jahrhundert, diente fortan einer anderen Glaubensrichtung.
Ein wichtiges Datum in der Winninger Geschichte ist der 29.09.1579. Der damalige Landesfürst Markgraf von Baden hob mit dem Freiheitsbrief die Leibeigenschaft auf – gegen eine zwölf-jährige außerordentliche Steuer. Ein düsteres Kapitel der Ortsgeschichte ist die Zeit des 30jährigen Kriegs. Damit war aber noch nicht alles Leid überwunden; zwischen 1630 und 1659 fielen 21 Winninger Frauen und Männer dem Hexenwahn zum Opfer. Ein Denkmal auf dem Heideberg erinnert noch heute an die dunkelste Zeit des Aberglaubens.
Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen war die Zeit der Feudalherrschaft der Fürsten beendet. Aus den 20 französischen Jahren bleiben nicht nur etliche Wörter in unserer heimischen Sprache hängen, sondern auch wirtschaftliche Möglichkeiten für Winzer, Landwirte und Handwerker. Dies blieb auch so in preußischer Zeit. Der Ort wuchs, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstarkten auch die bürgerlichen Kreise. Das Vereins-leben setzte ein. Der Gesangverein gründete sich, später kamen Turnverein, Feuerwehr und Musikverein dazu.
Mit dem Bau der Moseleisenbahn kamen weitere Vorteile für Weinbau und Handel. Gewaltige Einschnitte brachten dann die Zeiten der beiden Weltkriege und die Jahre dazwischen. Auch diese Zeit verarbeiten wir im Museum.
Zu einer touristischen Gemeinde wurde Winningen erst richtig ab den 1950er Jahren. Hier hat der Fremden-verkehrsverein (heute Touristik Winningen) Großes geleistet: Schiffsanlegestellen, die Freilicht-Bühne am Markt-platz, der Weinhex-Brunnen, die Campinginsel, ein modernes Freibad und der Weinlehrpfad zogen die Massen an.
Seit 1949 ist August Horch Ehrenbürger von Winningen. Der Gründer der Audi-Werke wurde am 12.10.1868 in Winningen geboren. Nach einer Schmiedelehre im väterlichen Betrieb ging er auf Wanderschaft und studierte anschließend in Mittweida, wo er seine Ingenieurprüfung ablegte. Nach ersten Erfahrungen im (Schiffs-) Motorbau begann er bei Firma Benz mit dem Bau von Motorwagen. 1899 gründete er seine erste eigene Firma in Köln Ehrenfeld. Wegen Geldknappheit wechselte seine Firma 1902 nach Reichenbach im Vogtland und 1904 nach Zwickau, wo er bis 1909 als Technischer Vorstand in der August-Horch-Motorwagen AG tätig war. 1909 trennte er sich von der AG und gründete, ebenfalls in Zwickau, die August-Horch Automobil-Werke GmbH, die er auf Grund eines Rechtstreites 1910 in AUDI Automobil-Werke mbH umbenennen musste. August Horch starb am 03.02.1951 und liegt auf dem Winninger Friedhof begraben.